Kulturraum NRW


Die sechs besten Nebenausstellungen – Biennale Venedig 2017

Das Boot ist leck, der Käpt’n hat gelogen

Kluge/Demand/Viebrock, Tehching Hsieh, Shirin Neshat, Ryszard Winiarski, Philip Guston und junge Kunst auf der Shortlist des Future Generation Art Prize: Sechs Empfehlungen in Sachen Neben­ausstellungen der Biennale Venedig 2017.

Werbebanner Biennale Venedig an Brücke, Foto: jvf

Neben der Zentralausstellung und den nationalen Beiträgen gehören die eventi collaterali, die Neben­ausstellungen, zum Programm der Biennale in Venedig. Hinzu kommen gewiss einige hundert Groß-, Klein- und Kleins­tausstellungen, die parallel zur Biennale in Museen, Galerien, Geschäfts­lokalen, Werkstätten und Wohnungen der Stadt gezeigt werden. Was taugt was?

Die Zahl der offiziellen Neben­ausstellungen ist mit 23 Events auf dieser Biennale gegenüber den Vorjahren deutlich geringer; 2013 waren es noch 47 (2015 immerhin 44). Man kann das als Qualitäts­offensive mittels Beschränkung nehmen, die aber nicht durchgängig erfolgreich ist. Es bleiben noch einige fragwürdige und mittelmäßige Ausstellungen übrig. Die stärkste Ausstellung der Biennale­saison ist zudem nicht Teil des offiziellen Biennale­programms.

The Boat is Leaking. The Captain Lied

Es ist eine sehr faszinierende Entdeckungs­reise, die sich über die drei Stockwerke des Palazzo Ca’ Corner della Regina am Canal Grande hinweg machen lässt. Udo Kittelmann hat für die Fondazione Prada diese Ausstellung kuratiert, die rund 30 Videoarbeiten von Alexander Kluge sowie 25 fotografische und drei Videoarbeiten von Thomas Demand (vornehmlich aus den letzten zehn Jahren) in Environments der Bühnen­bildnerin Anna Viebrock inszeniert.

Ausstellungsansicht „The Boat is Leaking. The Captain Lied.“ Fondazione Prada, Venedig. 13. Mai 2017 – 26. November 2017. Foto: Delfino Sisto Legnani und Marco Cappelletti, Courtesy Fondazione Prada. Alexander Kluge, Die sanfte Schminke des Lichts (2007), Anna Viebrock, Runners (2009) / Four doors (2017)
Ausstellungsansicht „The Boat is Leaking. The Captain Lied.“ Fondazione Prada, Venedig. 13. Mai 2017 – 26. November 2017. Foto: Delfino Sisto Legnani und Marco Cappelletti, Courtesy Fondazione Prada. Alexander Kluge, Die sanfte Schminke des Lichts (2007), Anna Viebrock, Runners (2009) / Four doors (2017)

Den Auftakt zu The Boat is Leaking. The Captain Lied (Titel nach einem Schlager von Leonard Cohen) macht ein großformatig projiziertes Video Kluges, in dem Kameramann Michael Ballhaus in acht Kurz­episoden von der sanften Schminke des Lichts erzählt (13½ min, 2007) – an deren Ende steht das wunderbare Nachts träumen die Lampen des Ateliers von ihrem wahren Leben.

In den beiden oberen Etagen geht es durch Viebrocks Bühnentüren in Szenarien, die sie teils eigens für diese Ausstellung angefertigt, teils aus Bühnenbildern vergangener (gerne Marthaler-) Inszenierungen übernommen hat: Ein Gerichtssaal, eine Bühne, ein vintage Kinosaal, eine Messe, die nach Gemälden von Angelo Morbelli eingerichtet ist, die ihrerseits anbei ausgestellt sind.

Ausstellungsansicht „The Boat is Leaking. The Captain Lied.“ Fondazione Prada, Venedig. 13. Mai 2017 – 26. November 2017. Foto: Delfino Sisto Legnani und Marco Cappelletti, Courtesy Fondazione Prada. Anna Viebrock, Stage (2017), Alexander Kluge, Terror = Furcht und Schrecken (2017)
Ausstellungsansicht „The Boat is Leaking. The Captain Lied.“ Fondazione Prada, Venedig. 13. Mai 2017 – 26. November 2017. Foto: Delfino Sisto Legnani und Marco Cappelletti, Courtesy Fondazione Prada. Anna Viebrock, Stage (2017), Alexander Kluge, Terror = Furcht und Schrecken (2017)

Zwischen diesen Szenerien und Demands inszenierten Fotos sowie Kluges Videos und den Räumlichkeiten des Palazzo wird ein feines Netz an Korres­pondenzen geknüpft.

Die besten Filme von Alexander Kluge sind übrigens immer noch die mit Helge Schneider – legendär die Gipelstürmer-Interviews vom G7-Gipfel im Elmau (Videos auf Youtube hier, hier und hier).

Seltsam, die Arbeiten der drei haben den nostalgischen Charme des 20. Jahrhunderts und sind doch gegenwärtiger als vieles andere, das auf der Biennale zu sehen ist.

Jedenfalls kann man die intellektuelle Brillanz, den anarchischen Witz und die ästhetische Kohärenz dieser Schau sehr gut als Antidot für die viele mittelmäßige Kunst dieser Biennale einnehmen, sich aber nicht beschweren, wenn man sich für mehrere Stunden darin verliert.

Ausstellungsansicht „The Boat is Leaking. The Captain Lied.“ Fondazione Prada, Venedig. 13. Mai 2017 – 26. November 2017. Foto: Delfino Sisto Legnani und Marco Cappelletti, Courtesy Fondazione Prada. Thomas Demand, Ruine (2017)
Ausstellungsansicht „The Boat is Leaking. The Captain Lied.“ Fondazione Prada, Venedig. 13. Mai 2017 – 26. November 2017. Foto: Delfino Sisto Legnani und Marco Cappelletti, Courtesy Fondazione Prada. Thomas Demand, Ruine (2017)

Es ist die beste Ausstellung, die in der Biennale­saison zu sehen ist. Der Eintritt kostet preiswerte 10€. Der zweibändige Katalog ist nur in englischer Sprache und für weniger bescheidene 55€ zu haben.

[Santa Croce, Palazzo Ca’ Corner della Regina, Eintritt 10€]

Tehching Hsieh: Doing Time

Aus nahe liegenden diplomatischen Gründen gibt es bei der Biennale keinen nationalen Pavillon Taiwans. Hier springt seit Jahren das Museum der Schönen Künste Taipeh ein, das in bevorzugter Lage im Palazzo delle Prigioni direkt neben dem Markusplatz, ganz wunderbare eventi collaterali einrichtet. Heuer werden mit Videos, Fotos, Dokumenten und Objekten Arbeiten des Performance-Künstlers Tehching Hsieh (*1950 in Nan-Chou, lebt in New York) vornehmlich aus den frühen 1980er Jahren dokumentiert, als er noch als illegal alien in New York lebt.

Für Time Clock Piece (1980/81) bucht Hsieh ein Jahr lang jede Stunde auf einer Stechuhr, vierundzwanzig Mal am Tag und in der Nacht, immer im selben Raum, immer zur vollen Stunde, und er fotografiert sich neben der Stechuhr im immer gleichen Graumann. Die Haare, anfangs zur Glatze geschoren, lässt er wachsen.

Doing Time. Installationsansicht. Tehching Hsieh, Time Clock Piece (1980/81). Foto: © Hugo Glendinning. Artwork: © Tehching Hsieh. Courtesy of the artist and Sean Kelly Gallery
Doing Time. Installationsansicht. Tehching Hsieh, Time Clock Piece (1980/81). Foto: © Hugo Glendinning. Artwork: © Tehching Hsieh. Courtesy of the artist and Sean Kelly Gallery

Er beginnt am Abend des 11. April 1980 um 19 Uhr, der letzte Stempel ist vom 11. April 1981 um 18 Uhr. Auf den Stempelkarten sind Fehl­buchungen vermerkt. Erstmals am 17. April um 5 Uhr morgens unterbleibt die Buchung („Sleeping“), am Abend des 2. Mai verspätet er sich – 19:03 Uhr. Insgesamt unterbleiben in diesem Jahr nur 94 der 8.760 Buchungen, 39 sind verspätet oder verfrüht.

Wenige Monate später startet Hsieh eine weitere Einjahres-Perfomance: Outdoor Piece (1981/82). Erneut richtet er sein Leben nach einer strikten Regel aus, sucht nach physischen und psychischen Grenzen und nach der Aufhebung der Grenze von Kunst und Leben. Vom 26. September 1981 an betritt er ein Jahr lang kein Gebäude.

Sein Itinerar dokumentiert er auf Karten von Mid- und Downtown Manhattan. Je ein Blatt pro Tag verzeichnet akribisch den Weg, Ort und Zeit des Schlafen, des Essens, des Scheißens, die Kosten für Nahrung (meist 7 bis 9 Dollar), die Außen­temperatur. Vollständig kann er die Regel nicht einhalten, er wird Anfang März verhaftet.

Doing Time. Installationsansicht. Tehching Hsieh, Outdoor Piece (1981/82). Foto: © Hugo Glendinning. Artwork: © Tehching Hsieh. Courtesy of the artist and Sean Kelly Gallery
Doing Time. Installationsansicht. Tehching Hsieh, Outdoor Piece (1981/82). Foto: © Hugo Glendinning. Artwork: © Tehching Hsieh. Courtesy of the artist and Sean Kelly Gallery

Die Ausstellung zeigt u.a. sämtliche Stempelkarten des Time Clock Piece und viele Protokollkarten des Outdoor Piece – sehr strange und sehr faszinierend.

[5, Castello, Palazzo delle Prigioni, Eintritt frei]

Shirin Neshat: The Home of My Eyes

Unterdessen organisiert die Written Art Foundation eine kleine, aber ausgesprochen feine Ausstellung mit Werken der iranischen Fotografin und Filmemacherin Shirin Neshat (*1957 in Qazvin, lebt in New York). Sie zeigt eine Auswahl von 26 Foto­grafien aus der Serie The Home of My Eyes (2015). Intensive Portraits von Menschen aus Aserbaidschan, die Haltung, die Kleidung, der Hintergrund sind standardisiert. Auf die Hände und ins Gesicht sind Texte kaligrafiert, Lyrik von Nezāmi und Aussagen der Portraitierten zum Thema Heimat. Eine Übersetzung fehlt allerdings sehr.

Noch stärker ist die jüngste Videoarbeit von Shirin Neshat: Roja (15½ min, 2016). Eine surreale, albtraumartige Begegnung mit den Lügen des „abscheulichen, widerlichen Herzens“ – und den Abgründen des Exils. Mächtige Schwarzweiß-Bilder, die ganz vom Ausdruck der Hauptfigur getragen werden (Roja Heydarpour).

Misslich ist: Die Ausstellung ist in zwei Räumen des Museo Correr am Markusplatz untergebracht und nur mit Eintritts­karte in die Musei di Piazza San Marco zu sehen. Die kostet 20 Euro – und das Museo Correr hat zwar eine prima Sammlung und hübsche Pracht­räume (da wo die Sissi auch mal abgestiegen ist), ist aber in Sachen musealer Aufbereitung in einem erbärmlichen Zustand. Die Karte berechtigt aber auch zum Eintritt in den Dogenpalast, der ja einen Besuch sehr lohnt, wenn es gelingt, einen Zeitpunkt abzupassen, zu dem er nicht völlig überlaufen ist.

[20, San Marco, Museo Correr, Eintritt 20€]

Ryszard Winiarski: Event – Information – Image

Ganz am anderen Ende der Skala der empathischen Dimension von Kunst: Die Starak Family Foundation erinnert im Palazzo Bollani an den polnischen Konstruktivisten Ryszard Winiarski (1936-2006).

Die Ausstellung zeigt insgesamt 37 Arbeiten, entstanden zwischen 1966 und 1991, mit denen Winiarski Möglichkeiten einer binären Ästhetik erkundet hat. Statistische und informations­theoretische Überlegungen waren die Basis für seine Malerei, Reliefs, kinetischen Objekte und Installationen.

Ryszard Winiarski, Obszar 130 (1973). Foto: Maciej Jędrzejewski, Courtesy Anna and Jerzy Starak Collection
Ryszard Winiarski, Obszar 130 (1973). Foto: Maciej Jędrzejewski, Courtesy Anna and Jerzy Starak Collection

Die spannendste Sektion ist ein „Spielsalon“, der eine Reihe von Spielanordnungen zum Ausprobieren präsentiert, die Winiarski 1976 entworfenen hat und die mit Interaktion und Aleatorik als Mittel der Kunstgenerierung experimentieren.

Ryszard_Winiarski, Spiel Nr. 7 (1976). Foto: Maciej Jędrzejewski, Courtesy Anna and Jerzy Starak Collection
Ryszard_Winiarski, Spiel Nr. 7 (1976). Foto: Maciej Jędrzejewski, Courtesy Anna and Jerzy Starak Collection

[16, Castello, Palazzo Bollani, Eintritt frei]

Future Generation Art Prize @ Venice 2017

Alle zwei Jahre präsentiert sich in Venedig die ukrainische Victor Pinchuk Foundation mit ihrem – jetzt zum vierten Mal ausgeschütteten – Future Generation Art Prize. Der mit nicht unerheblichen $100.000 dotierte Preis wird, auf Basis einer offenen Ausschreibung (es sollen in dieser Runde über 4.400 Einsendungen gewesen sein), an eine Künstlerin oder einen Künstler bis 35 Jahre vergeben. Die Ausstellung im Palazzo Contarini Polignac, unweit der Gallerie dell’Accademia, zeigt die shortlisted Arbeiten von heuer 21 Künstlern.

Den Hauptpreis geht die südafrikanische Künstlerin Dineo Seshee Bopape (*1981 Polokwane) für mabu/mubu/mmu ein Environment aus gepressten Erdflächen, Keramik, Kräutern, Kristallen, Kohle, Asche und Sound. Der Titel geht auf die Bezeichnung für „Erde“ (Boden) in verschiedenen Sepedi-Dialekten zurück.

Dineo Seshee Bopape, mabu/mubu/mmu, 2017 (Detail). Foto: Sergey Illin, Rechte: PinchukArtCentre © 2017
Dineo Seshee Bopape, mabu/mubu/mmu, 2017 (Detail). Foto: Sergey Illin, Rechte: PinchukArtCentre © 2017

Als Auseinander­setzung mit der spirituellen Praxis von Menschen im nördlichen Südafrika passt das Ding ganz gut zu einem der Leitmotive dieser Biennale. Bopape erläutert ihre Installation in einem Video auf YouTube. Werke von Bopape sind im Winter 2017/18 auch im Bielefelder Kunstverein zu sehen.

Mir hat zudem insbesondere die Zweikanal-Videoinstallation Laws of Motion in a Cartoon Landscape (60 min., 2011-2016) des englischen Multimediakünstlers Andy Holden (*1982 in Blunham) gefallen. Die Installation basiert auf der Prämisse, „dass die Welt ein Cartoon geworden ist“ und erläutert die Gesetze der Bewegung in Zeichentrick­filmen als Grundlage eines heutigen Welt­verständnis (Video).

Andy Holden, Laws of Motion in a Cartoon Landscape, 2011-2016 (Installationsansicht mit Videostill). Foto: Sergey Illin, Rechte: PinchukArtCentre © 2017
Andy Holden, Laws of Motion in a Cartoon Landscape, 2011-2016 (Installations­ansicht mit Videostill). Foto: Sergey Illin, Rechte: PinchukArtCentre © 2017

[7, Dorsoduro, Palazzo Contarini Polignac, nur bis 13. August 2017, Eintritt frei]

Philip Guston and The Poets

Apropos Cartoons: Wer 2013/14 die Großausstellung mit späten Werken von Philip Guston (1913-1980) in der Frankfurter Schirn verpasst hat, kann in der Gallerie dell’Accademia nachholen. Philip Guston and The Poets versammelt 50 Gemälde und 25 Zeichnungen aus seiner gesamten Karriere, aber mit deutlichen Schwerpunkt auf den schrägen, figurativen Arbeiten seines Spätwerks ab Ende der 1960er Jahre, das in hiesigen Museen leider kaum vertreten ist.

Ausstellungsansicht „Philip Guston and The Poets“, Gallerie dell’Accademia, Venedig. Foto: Lorenzo Palmieri. Rechte: © The Estate of Philip Guston, Courtesy of the Estate, Gallerie dell’Accademia and Hauser & Wirth
Ausstellungsansicht „Philip Guston and The Poets“, Gallerie dell’Accademia, Venedig. Foto: Lorenzo Palmieri. Rechte: © The Estate of Philip Guston, Courtesy of the Estate, Gallerie dell’Accademia and Hauser & Wirth

Guston galt in den USA der 1950er Jahre als einer wichtiger Vertreter des Abstrakten Expressionismus. Als umso skandalöser empfunden wurde später seine Hinwendung zur Figuration in Form von großformatigen, grotesken Gemälden, die Alltags­gegenstände und grobschlächtige Figuren zu symbolischen, allegorischen und grimmig-witzigen Szenarien arrangieren.

Die Ausstellung organisiert Gustons Arbeiten nach Bezügen zu Dichtern (mitunter auch nur literarische Inspirationen), die sich in Gustons Werk niedergeschlagen haben: D. H. Lawrence, W. B. Yeats, Wallace Stevens, Eugenio Montale und T. S. Eliot.

Ausstellungsansicht „Philip Guston and The Poets“, Gallerie dell’Accademia, Venedig. Foto: Lorenzo Palmieri. Rechte: © The Estate of Philip Guston, Courtesy of the Estate, Gallerie dell’Accademia and Hauser & Wirth
Ausstellungsansicht „Philip Guston and The Poets“, Gallerie dell’Accademia, Venedig. Foto: Lorenzo Palmieri. Rechte: © The Estate of Philip Guston, Courtesy of the Estate, Gallerie dell’Accademia and Hauser & Wirth

[14, Dorsoduro, Gallerie dell’Accademia, nur bis 3. September 2017, Eintritt frei mit Biennale-Ticket, sonst 10€]

Kitschkunst: Byars, Fabre, Hirst und Wilson

Ich würde die folgenden Ausstellungen nicht wirklich empfehlen wollen, aber Liebhaber einer sehr spektakulären Kunst, die sich nicht um Grenzüberschreitungen zum Kitsch schert, werden fündig v.a. rund um die Punta della Dogana im Dorsoduro. Die Fondazione Giuliani hat James Lee Byars’ (1932-1997) monumentalen, goldenen Luxusphallus auf dem Campo San Vio aufgerichtet: Golden Tower. Ein paar Schritte weiter sind in der Abbazia di San Gregorio edelsymbolistische Skulpturen von Jan Fabre zu sehen: Glass and Bone, Sculptures 1977-2017.

Der Publikums­renner in der Kategorie Kitschkunst ist aber ohne Zweifel Damien Hirsts Treasures from the Wreck of the Unbelievable in der Pinault Collection an der Punta della Dogana (und, in einem zweiten Teil der Ausstellung, im Palazzo Grassi, jenseits des Canal Grande).

Hirst hat sich die Bergung eines antiken Schatzes aus einem vor knapp 2000 Jahren an der ost­afrikanischen Küste gesunkenen Schiff erfunden und seine Monumental­skulpturen mit Korallen verklebt. Die Kunst- und Popgeschichte wird dabei großzügig geplündert, was manchmal sogar wirklich lustig ist. Und, wenn man das nicht mit Kunst verwechselt, ist dieser umfassende Entwurf einer alternativen Unterwasser­archäologie durchaus beeindruckend (bis 3. Dezember 2017, Eintritt 18€).

Drei Größen­ordnungen weniger monumental, aber ebenso hübsch­kitschig, macht nebenan, in den Magazzini del Sale an der Fondamenta Zattere, die „illy Art Collection“ zu ihrem 25. Geburtstag Werbung mit traum­versponnenen Raum­gestaltungen von Robert Wilson: The dish ran away with the spoon – everything you can think of is true (nur bis 16. Juli 2017). Unverständlicherweise wird vorort kein Espresso ausgeschenkt. Die Wilson-Ausstellung gehört genauso wie die Hirst-Schau nicht zum Programm der Biennale.

57. Esposizione Internazionale d’Arte – la Biennale di Venezia: Viva Arte Viva. Venedig, 13. Mai – 26. November 2017.