Kulturraum NRW


Die wichtigsten Ausstellungen im Rheinland 2013

Eine Vorschau

Calder und Lawler, Klee und Christo, Gilbert und George, Tillmans und Höfer, Stefan Lochner und die Irokesen, die Völker der Krim und Kleopatra, römische Kriminelle und florentinische Kunst – das umreißt in etwa die Spannweite der wichtigsten Ausstellungen in der Rheinprovinz 2013.

[Hinweise auf aktuell laufende Ausstellungen finden Sie hier: Aktuelle Ausstellungen in NRW: Die Auswahl, die Vorschau auf kommende Ausstellungen hier: Kommende Ausstellungen in NRW: Die Vorschau ]

Symbolbild Ausstellung, Foto: jvf.
Es wird etwas gemächlicher zugehen in der Rheinprovinz des Jahres 2013. Die drei großen Blockbuster in Sachen klassischer Moderne sind durch: Mission 1912 in Köln, El Greco und die Moderne in Düsseldorf, Im Farbenrausch in Essen. Und nebenan in Kassel gibt es für viereinhalb Jahre keine Documenta mehr. Was nun?

Aus der Gegenwart

Im Oberhausener Gasometer wird Christo sich und sein Big Air Package aufblasen: eine neunzig Meter hohe Skulptur aus Luft und lichtdurchlässigem Stoff. Die von März bis Dezember begehbare Installation wird begleitet von einer Retrospektive auf das Werk von Christo und Jeanne-Claude.

Im Kölner Museum Ludwig hat Philipp Kaiser die Nachfolge des – in der Domstadt zur Apotheose vorgesehenen – Kasper König angetreten. Der neue Direktor, zuletzt Chefkurator am Museum of Contemporary Art in Los Angeles, will im Oktober die Bestände neu sortieren. Für die gleiche Zeit ist eine Retrospektive auf die Arbeiten der New Yorker Photographin und Installationskünstlerin Louise Lawler angesetzt.

Für Düsseldorf kommen zwei Fotoausstellungen auf den Merkzettel: Im Frühjahr ist Turnerprize-Träger Wolfgang Tillmans im K21 zu Gast, im Herbst zeigt das Museum Kunst Palast Arbeiten mit Düsseldorfbezug von Candida Höfer aus den letzten vier Jahrzehnten. Nebenan in Duisburg will das Museum Küppersmühle im Frühjahr mehr als 100 Werke von Gilbert & George zusammen tragen, mit Schwerpunkt auf deren jüngster Serie: London Pictures.

Den Überblick über aktuelle Tendenzen der Videokunst verschafft bereits ab Mitte Februar das Bonner Kunstmuseum, wo die 14. Auflage der Videonale auf dem Programm steht. Die Leistungsschau Große Kunstausstellung NRW im Düsseldorfer Museum Kunst Palast wird einige Tage später die rheinischen Bemühungen um die Gegegenwartskunst zur Ansicht und zum Verkauf stellen. Mitte April steht die Art Cologne an. Im Sommer könnte ein Ausflug nach Venedig zur 55. Biennale d’Arte reizen oder ins Ruhrgebiet zur Emscherkunst 2013.

Im Herbst zeigt das Essener Museum Folkwang Plastiken von Thomas Schütte aus seiner Werkgruppe Frauen.

Klassische Moderne

Ganz oben auf meinem Merkzettel für das rheinische Ausstellungsjahr steht die im Düsseldorfer K20 am Grabbeplatz für den Herbst geplante, umfassende Ausstellung von Arbeiten des amerikanischen Großmeisters der kinetischen Kunst, Alexander Calder. Der Schwerpunkt, so heißt es, wird auf seinen Werken aus den 30er und 40er Jahren liegen und man werde sich befassen mit seinem Weg zur Abstraktion und seinem Verhältnis zur europäischen Avantgarde.

Paul Klee, Angelus Novus. Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Klee-angelus-novus.jpg. Lizenz: PD-Art.Paul Klee, Angelus Novus. Wem mehr an Paul Klee gelegen ist, kann in Düsseldorf noch bis Februar die entsprechenden Bestände der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen inspizieren: 100 x Paul Klee. Im Essener Museum Folkwang geht’s dann ab Februar weiter mit einer Ausstellung zu den Engelsmotiven in Klees Werk (Die Engel von Paul Klee). Für den Herbst plant die Londoner Tate Modern zudem eine umfassende Klee-Ausstellung.

Die Tate Britain widmet sich unterdessen ab Januar den im britischen Exil (1940-1948) enstandenen Arbeiten von Kurt Schwitters: Schwitters in Britain — die Ausstellung ist im Sommer auch im Hannoveraner Sprengel Museum zu sehen.

Für die Freunde des Impressionismus steht noch bis Mitte April eine Ausstellung im Arp Museum zu Rolandseck auf der Agenda: Lichtgestöber. Der Winter im Impressionismus, bevor im Herbst das verdienstvolle Käthe-Kollwitz-Museum in Köln Werken des Berliner Impressionismus aus der Nationalgalerie Unterkunft gewährt (u.a. Liebermann, Slevogt, Corinth). Enthusiasten wird es ab Ende Januar aber bereits nach London ziehen, wo die Royal Academy of Arts sich der impressionistischen Portraitkunst widmet: Manet: Portaying Life (letztes Jahr in Toledo zu sehen).

Das Max Ernst Museum in Brühl zeigt ab Mitte September photographische Arbeiten von Man Ray.

Gegen Winter dann eröffnet die Kunst- und Ausstellungshalle in Bonn den Reigen der Ausstellungen, die in 2014 an die erste große Katastrophe des 20. Jahrhunderts erinnern werden, und zeigt Malerei, Zeichnungen und Skulpturen von Beckmann, Dix, Kandinsky, Marc u. a. unter dem Titel 1914. Die Avantgarde im Kampf.

Alte Meister

Im Wuppertaler Von der Heydt Museum ist noch bis Ende Februar die umfangreiche – wenngleich nicht ganz überzeugende – Ausstellung mit Werken von Peter Paul Rubens zu besuchen, bevor ebenda im Herbst Meisterwerke von Cranach bis Géricault aus dem Museum der schönen Künste Besançon zu Gast sind.

Das Kölner Wallraf-Richartz-Museum setzt im September seine ganz großartige Serie von Ausstellungen fort, die Kunst mit ihren handwerklichen Voraussetzungen konfrontiert und Einblicke in den aktuellen Stand der kunsthistorischen Forschung gewährt, nunmehr am Beispiel der Altkölner Malerei des späten Mittelalters, ausgehend von Stefan Lochners „Maria im Rosenhag“: Die Geheimnisse der Maler. Köln um 1400.

Geschichte, Kulturen

In der Bonner Kunst- und Ausstellungshalle kann man sich ab März zunächst Auf den Spuren der Irokesen über die Geschichte, Kulturgeschichte und Gegenwartskunst der Haudenosaunee kundig machen. Im Sommer dann ist am gleichen Ort die Rezeptionsgeschichte Kleopatras Thema einer Großausstellung (auf dem Dach der KAH wird begleitend ein Garten angelegt, der Elemente der Gartenkultur am Nil aufgreifen soll). Im Winter machen sich die Bonner unter dem schlicht-pathetischen Titel Florenz! daran, die Kulturgeschichte der toskanischen Hauptstadt aufzuarbeiten (leider ohne toskanischen Dachgarten).

Das Rheinische Landesmuseum nebenan übernimmt aus Xanten eine kleine, aber – wie ich finde – sehr spannende Ausstellung zur Kriminalität im Römischen Reich und kümmert sich ab Sommer um die Kulturgeschichte der Krim.

Das British Museum in London macht sich im Frühjahr zunächst um die Kunst der Eiszeit verdient und kümmert sich dann um die Alltagsgeschichte des Römischen Reichs, soweit sie in Pompeii konserviert ist.

Die Staatlichen Museen zu Berlin kündigen für den Sommer eine Großausstellung im Pergamonmuseum an unter dem grenzdebilen Label Uruk. 5000 Jahre Megacity. Die Ausstellung über die Mutter aller Städte ist danach auch in Mannheim Herne zu sehen.

Die wohl gewagteste ethnographische Ausstellung des Jahres hat sich der Pariser Louvre vorgenommen. Zum 200. Jubiliäum der Deutschlandstudie von Madame de Staël, De l’Allemagne, machen sich die Franzosen erneut ein Bild von ihren seltsamen Nachbarn: De l’Allemagne: de Friedrich à Beckmann, 1800-1939.

[Update 13. Januar: Internationale Ausstellungen hinzugefügt. 1. September: Herbstprogramm Museum Folkwang, Max Ernst Museum; Verlegung Uruk-Ausstellung nach Herne.]