Die wichtigsten Ausstellungen im Rheinland 2010
Mit der RUHR.2010, der Quadriennale in Düsseldorf und großen Schauen in Bonn ist die Rheinprovinz im Jahr 2010 ausgesprochen gut mit vielversprechenden Ausstellungen versorgt.
[Hinweise auf aktuell laufende Ausstellungen finden Sie hier: Aktuelle Ausstellungen in NRW: Die Auswahl, die Vorschau auf kommende Ausstellungen hier: Kommende Ausstellungen in NRW: Die Vorschau ]
Der Ausstellungsschwerpunkt der Rheinprovinz wird sich im Jahr 2010 etwas in Richtung nordöstlicher Peripherie verlagern. Daran ist natürgemäß schuld das Projekt RUHR.2010 im Allgemeinen und die Europäische Kulturhauptstadt Essen im Besonderen. Jedenfalls präsentiert dort ab Januar nicht nur auf Zollverein das Ruhr Museum seine Dauerausstellung zur Geschichte des Ruhrgebiets, sondern macht auch der Neubau des Museums Folkwang die Sammmlung des Museums wieder zugänglich:
- Ruhr Museum (Essen, ab 10. Januar)
- Museum Folkwang (Essen, ab 30. Januar).
Im Frühjahr dann wird sich das Folkwang in einer ersten großen Sonderausstellung seiner Wurzeln vergewissern und die Sammlungsgeschichte bis zur nationalsozialistischen Plünderung seiner Bestände rekonstruieren:
- „Das schönste Museum der Welt“. Museum Folkwang bis 1933 (Essen, 20. März bis 25. Juli)
Das ganze Programm der RUHR.2010 kann man sich übrigens hier herunterholen.
Alle vier Jahre
Aber nicht nur in Essen wird 2010 eine Wiederöffnung gefeiert: Das K20 der Kunstsammlung NRW am Grabbeplatz in Düsseldorf wird ab 10. Juli wieder bespielt, nach mehr als zweijähriger Schließung wegen Sanierungs- und Erweiterungsarbeiten. Nachdem dann auch das K21 im Ständehaus für einige Wochen im Januar und Februar zwecks Sanierung geschlossen sein wird, sollten im Herbst beide Häuser stadtfein gemacht sein für die zweite Düsseldorfer Quadriennale. In deren Mittelpunkt steht Kunst mit Düsseldorfer Stallgeruch aus den letzten fünfzig Jahren:
- Joseph Beuys – Parallelprozesse (Düsseldorf, K20: 11. September 2010 bis 16. Januar 2011)
- Auswertung der Flugdaten. Kunst der 80er (Düsseldorf, K21: 11. September 2010 bis 30. Januar 2011)
- Nam June Paik (Düsseldorf, museum kunst palast: 11. September bis 21. November)
Standortbestimmungen, Gegenwart
Vorher verschafft die Große Kunstausstellung NRW in Düsseldorf – leider nur drei Wochen lang – den Überblick über die aktuelle Kunstproduktion im Westen. Zum Glück aber räumt im sommerlichen Bonn das Kunstmuseum – drei Monate lang – seine Räume frei für den Versuch einer „Standortbestimmung der Kunstlandschaft des Rheinlandes“:
- Große Kunstausstellung NRW (Düsseldorf, museum kunst palast: 21. Februar bis 14. März)
- Der Westen leuchtet (Bonn, Kunstmuseum: 10. Juli bis 24. Oktober).
Unter den Einzelaustellungen zur Gegenwartskunst sind vor allem zwei Werkschauen in Bonn zu nennen. Die eine mit Arbeiten des englischen Konzeptkünstlers Liam Gillick, die andere mit Werken des Düsseldorfer Künstlers Thomas Schütte:
- Liam Gillick – „Ein langer Spaziergang… Zwei kurze Stege…“ (Bonn, KAH: 1. April bis 8. August)
- Thomas Schütte (Bonn, KAH: 15. Juli bis 7. November).
¡México! und lateinamerikanische Moderne
In Sachen klassischer Moderne wirft die Kunst- und Ausstellungshalle später im Jahr einen Überblick auf Lateinamerika:
- Vibración. Moderne Kunst aus Lateinamerika (Bonn, KAH: 17. September 2010 bis 23. Januar 2011).
Wer auf Lateinamerikanisches so lange nicht warten möchte, kann einen Ausflug nach Brüssel planen, wo im Frühjahr der Palast der Schönen Künste gleich fünf Ausstellungen dem 200- bzw. 100-jährigen Jubiläum der mexikanischen Unabhängigkeit bzw. Revolution widmet: u.a. eine Schau mit Werken von Frida Kahlo und eine Ausstellung mit mexikanischen Portraits:
- Frida Kahlo y su mundo (Bruxelles, Palais des Beaux-Arts: 16. Januar bis 18. April)
- Imágenes del Mexicano (Bruxelles, Palais des Beaux-Arts: 11. Februar bis 25. April)
Wem es dabei nur um Frida Kahlo geht, wird aber vielleicht besser im Sommer nach Berlin fahren, wo die Berliner Festspiele eine umfassende Retrospektive planen:
- Frida Kahlo – Retrospektive (Berlin, Martin-Gropius-Bau: 30. April bis 9. August).
Suprematismus, Impressionismus, Expressionismus und Pop
Aber zurück zur europäischen klassischen Moderne und zurück in die Rheinprovinz. Im Rahmen der RUHR.2010 hat es in Duisburg eine große Giacometti-Ausstellung, die sich um die wundersame hauseigene „Frau auf dem Wagen“ gruppiert, während in Köln das Museum Ludwig zuerst seine Malewitsch-Bestände aus dem Magazin hervor holt und später dann Werke von Roy Lichtenstein zeigt:
- Alberto Giacometti – Die Frau auf dem Wagen. Triumph und Tod (Duisburg, Wilhelm Lehmbruck Museum: 31. Januar bis 18. April)
- Kasimir Malewitsch und der Suprematismus in der Sammlung Ludwig (Köln, Museum Ludwig: 5. Februar bis Juli)
- Roy Lichtenstein. Kunst als Motiv (Köln, Museum Ludwig: 2. Juli bis 3. Oktober)
Eine Unterversorgung in Sachen Impressionismus ist auch 2010 nicht zu befürchten. Während sich das Wuppertaler Von-der-Heydt-Museum vom Besucheransturm auf seine Monet-Ausstellung erholen kann (noch bis 28. Februar ist die offen), ist es nicht mehr lang bis in Köln Landschaften deutscher Impressionisten zu sehen sind. Und im Herbst ist dann das Folkwang Museum in Essen mit Bildern der Metropole Paris zur Stelle:
- Liebermann – Corinth – Slevogt, Die Landschaften (Köln, Wallraf-Richartz-Museum: 30. April bis 1. August)
- Bilder einer Metropole. Die Impressionisten in Paris. (Essen, Museum Folkwang: 2. Oktober 2010 bis 30. Januar 2011).
Wem das nicht reicht muss einen Ausflug nach Frankfurt erwägen, wo die Schirn Werke des Neoimpressionisten Georges Seurat zeigt. Geduldet man sich damit bis Ende April, kann man auch gleich eine Retrospektive auf das Werk von Ernst Ludwig Kirchner im Städel mitnehmen:
- Georges Seurat. Figur im Raum (Frankfurt, Schirn Kunsthalle: 4. Februar bis 9. Mai)
- Ernst Ludwig Kirchner. Retrospektive (Frankfurt, Städel Museum: 23. April bis 25. Juli).
Zwischen Hindukusch und Himalaya
In Sachen Kulturgeschichte ist natürlich auch 2010 die Kunst- und Austellungshalle in Bonn führend. Im Frühjahr wird da von Pracht und Alltag im byzantinischen Reich erzählt, im Sommer geht’s weiter an den Hindukusch mit Schätzen aus dem Nationalmuseum in Kabul. Der Himalaya ist da dem Kölner Museum für Ostasiatische Kunst näher, wenn es im Frühjahr Heilige Kunst aus dem Königreich Bhutan zeigt und so das rheinische Bruttonationalglück zu steigern sucht:
- Bhutan – Heilige Kunst aus dem Himalaya (Köln, Museum für Ostasiatische Kunst: 20. Februar bis 23. Mai)
- Byzanz: Pracht und Alltag (Bonn, KAH: 26. Februar bis 13. Juni)
- Afghanistan. Gerettete Schätze (Bonn, KAH: 11. Juni bis 3. Oktober)
Etwas bodenständiger geben sich zwei meiner Lieblingsmuseen. Das Rheinische Landesmuseum in Bonn wird sich um die „Renaissance am Rhein“ verdient machen. Das Neanderthal Museum bei Mettmann, das sich jetzt mit dem Deutschen Archäologiepreis 2009 schmücken darf, folgt dagegen auch 2010 seinem Hang zum Schauerlichen und wird die Geschichte mittelalterlicher und neuzeitlicher Justizpraxis gewohnt spektakulär inszenieren:
- Galgen, Rad und Scheiterhaufen – Einblicke in Orte des Grauens (Mettmann, Museum Neanderthal: 20. Februar bis 27. Juni)
- Renaissance am Rhein (Bonn, Rheinisches Landesmuseum: 16. September 2010 bis Februar 2011).