Kulturraum NRW


Die wichtigsten Ausstellungen in Europa: Das Frühjahr 2020

Die Reiseplanung

Kunst-Highlights in London, Paris, Amsterdam, Frankfurt, Basel, Rom und Marseille. Welche Ausstellungen muss man sich für das Frühjahr 2020 in Europa vormerken?

Symbolbild Ausstellungen, Brüssel, Musées royaux des Beaux-Arts. Foto: jvf

Ein Großteil der Museen und Ausstellungshallen in Europa sind oder waren wg. des Coronavirus geschlossen. Bitte informieren Sie sich bei den Veranstaltern, ob und wann die Ausstellungen zugänglich sind.

Künstlerinnen des Surrealismus in Frankfurt

Bereits ab Mitte Februar 2020 kümmert sich die Frankfurter Schirn Kunsthalle um Künstlerinnen des Surrealismus. Die Ausstellung unter dem Titel Fantastische Frauen will anhand von über 250 Werke nachweisen, dass „die Betei­li­gung von Künst­le­rin­nen an der Bewe­gung wesent­lich größer war als allge­mein bekannt und darge­stellt.“

Leonor Fini, Erdgottheit, die den Schlaf eines Jünglings bewacht, 1946, Öl auf Leinwand, 27,9 x 41,3 cm, © Weinstein Gallery, San Francisco and Francis Naumann Gallery, New York / VG Bild-Kunst, Bonn 2019
Leonor Fini, Erdgottheit, die den Schlaf eines Jünglings bewacht, 1946, Öl auf Leinwand, 27,9 x 41,3 cm, © Weinstein Gallery, San Francisco and Francis Naumann Gallery, New York / VG Bild-Kunst, Bonn 2019.

Zu den 34 ausgestellten Malerinnen, Bildhauerinnen, Fotografinnen und Filmkünstler­innen zählen Louise Bourgeois, Claude Cahun, Leonora Carrington, Frida Kahlo, Meret Oppenheim und Dorothea Tanning, aber auch eine Reihe von neu zu entdeckenden Surrealistinnen [Schirn Kunsthalle, 13. Februar – (verlängert) 5. Juli 2020].

Raffael in Rom

Vor 500 Jahren, genauer am 6. April 1520, stirbt Raffaello Sanzio da Urbino unter etwas unklaren Umständen mit gerade mal 37 Jahren in Rom. In den Scuderie del Quirinale zu Rom ist ab Anfang März 2020 die zentrale Ausstellung zum Gedenkjahr eingerichtet.

Über 200 Werke sind versprochen, neben vielen eigenhändigen Arbeiten des Götterlieblings auch Vergleichsstücke von Zeitgenossen. Zu den Leihgebern gehören die einschlägigen italienischen Sammlungen, besonders die Uffizien in Florenz, die Vatikanischen Museen, aber auch der Louvre, der Prado, die Albertina und die Nationalgalerien in London und Washington.

Die Ausstellung wurde kurz nach der Eröffnung wg. der Coronavirus-Epidemie vorläufig geschlossen. Informationen hierzu auf der Seite der Scuderie del Quirinale.

Raffael, Madonna del Granduca, um 1506-1507. Ausschnitt. Quelle: Wikimedia Commons, Lizenz: PD-Art
Raffael, Madonna del Granduca, um 1506-1507. Ausschnitt. Quelle: Wikimedia Commons, Lizenz: PD-Art.

Wer es im Frühjahr nicht nach Rom schafft, kann sich im Herbst 2020 in London schadlos halten, wo die National Gallery eine Raffael-Großausstellung plant, die freilich etwas weniger umfassend beschickt sein wird. Zudem würde Rom natürlich die Möglichkeit bieten, Raffaels Fresken im Vatikan mitzunehmen [Scuderie del Quirinale, 5. März – (verlängert) 30. August 2020 / National Gallery, 3. Oktober 2020 – 24. Januar 2021].

Nam June Paik in Amsterdam

Nach der Londoner Tate Modern macht Nam June Paik – The Future is Now ab Mitte März 2020 im Amsterdamer Stedelijk Station. Die umfassende Retrospektive auf das Werk des Fluxus-Künstlers und Pioniers der Videokunst geht anschließend auf Tournee durch die USA und nach Singapur.

Nam June Paik, TV Garden, 1974-1977 (2002). Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf © Estate of Nam June Paik
Nam June Paik, TV Garden, 1974-1977 (2002). Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf © Estate of Nam June Paik.

Nam June Paik (1932-2006) habe nicht nur mit dem Begriff des „electronic super­highway“ die Zukunft der Kommuni­kation im Internet-Zeitalter vorhergesagt, sondern auch „die Grenzen zwischen Kunst und Technik, zwischen Ost und West aufgelöst und die Wirkung der Technik auf die Globalisierung und den Alltag untersucht“, so erläutert das Stedelijk [Stedelijk Museum, 14. März – 23. August 2020].

Artemisia Gentileschi und Andy Warhol in London

Ich finde ja, kein Weg ist zu weit, um eine Ausstellung mit Werken von Artemisia Gentileschi (1593 – um 1563) zu sehen. Und so wollte man sich dann ab Anfang April 2020 ins Post-Brexit-Königreich wagen, wo die National Gallery gleich 35 Leinwände der bedeutendsten Malerin des 17. Jahrhunderts versammeln wollte.

Gentileschi, deren beste Stücke jene des Meisters Caravaggio – wenn man das so sagen darf – in den Schatten stellen, war die erste Frau, die Aufnahme in die Florentinische Kunstakademie fand und war einmal sogar in London zu Besuch (1637/38).

Artemisia Gentileschi, Selbstporträt als Heilige Katharina von Alexandria, um 1616. Ausschnitt. Quelle: Wikimedia Commons, Lizenz: PD-Art
Artemisia Gentileschi, Selbstporträt als Heilige Katharina von Alexandria, um 1616. Ausschnitt. Quelle: Wikimedia Commons, Lizenz: PD-Art.

Im Zentrum der Ausstellung wird ihr Selbstporträt als Heilige Katharina von Alexandria stehen, das seit 2017 zur Sammlung der Nationalgalerie gehört, eingekauft für den vergleichs­weise verblüffend geringen Preis von 3,6 Mio. GBP [National Gallery, auf unbestimmte Zeit verschoben].

Wenn man dann schon in London ist, kann man auch gleich die Andy Warhol Ausstellung in der Tate Modern mitnehmen, die allerdings ab Herbst 2020 auch in Köln zu sehen sein wird [Tate Modern, bis 6. September 2020 / Museum Ludwig, 10. Oktober 2020 – 21. Februar 2021].

Albrecht Altdorfer und Henri Matisse in Paris

Dieseits des Kanals kontert der Pariser Louvre mit einer Schau von Werken des Regensburger Renaissance­meisters Albrecht Altdorfer (um 1480 – 1538). Über die Schau ist bislang wenig herauszufinden, außer dass die „hauptsächlich mono­graphische Ausstellung“ beabsichtige, „die reiche Vielgestaltigkeit“ von Altdorfers Werk aufzuzeigen, wie der Louvre schreibt [Musée du Louvre, verschoben auf 1. Oktober 2020 – 4. Januar 2021].

Albrecht Altdorfer, Susanna im Bade, 1526. Ausschnitt. Quelle: Wikimedia Commons, Lizenz: PD-Art
Albrecht Altdorfer, Susanna im Bade, 1526. Ausschnitt. Quelle: Wikimedia Commons, Lizenz: PD-Art.

Das Centre Pompidou will Matisse – mit etwas Verspätung – eine Großausstellung zum 150. Geburtstag (der bereits am 31. Dezember 2019 zu feiern war) einrichten. Die Schau will einen chronologisch sortierten Überblick über das Gesamtwerk verschaffen, zugleich aber eine frische Perspektive eröffnen, indem sie die Rolle von Wort und Schrift in Matisse’ Schaffen fokussiert [Centre Pompidou, verschoben auf 21. Oktober 2020 – 22. Februar 2021].

Goya in Basel

Die Fondation Beyeler in Riehen bei Basel will vorraussichtlich im Sommer 2020 Francisco de Goya (1746–1828) eine über 70 Gemälde, dazu Zeichnungen und Druckgrafiken umfassende Ausstellung.

Francisco de Goya, La maja vestida, 1800-1807. Quelle: Wikimedia Commons, Lizenz: PD-Art
Francisco de Goya, La maja vestida, 1800-1807. Quelle: Wikimedia Commons, Lizenz: PD-Art.

Goya, der gerne als letzter alte Meister und zugleich der erste Moderne charakterisiert wird, sei „in seiner Kunst der scharfsinnige Beobachter des Dramas von Vernunft und Unvernunft, von Träumen und Albträumen“, bemerkt die Fondation: aus ihrer „unauflösbaren Widersprüchlichkeit“ beziehe „Goyas Kunst ihre magische Faszination“ [Fondation Beyeler, verschoben voraussichtlich auf Sommer 2020].

Die Manifesta 13 in Marseille

Die 13. Auflage der Manifesta, die Anfang Juni 2020 starten sollte, steht unter dem Label Traits d’union.s („Bindestrich.e“). Die europäische Biennale für zeitgenössische Kunst, die alle zwei Jahre an einem anderen Ort stattfindet, gastiert heuer in Marseille (nach Zürich 2016 und Palermo 2018). Sie ist coronabedingt auf den Herbst 2020 verschoben. Geplant ist eine schrittweise Öffnung ab 28. August.

Aus Palermo will das Kuratorenteam das Konzept einer intensiven Auseinander­setzung mit der Stadtlandschaft der Gastgeber übernehmen. Das Ziel: Die Manifesta in eine „interdisziplinäre, sozial-engagierte und recherchebasierte“ Biennale zu transformieren, „die darauf abzielt, ein nachhaltiges Erbe in der gastgebenden Stadt zu hinterlassen“.

Espace Manifesta 13, Marseille. ©Manifesta 13
Espace Manifesta 13, Marseille. ©Manifesta 13.

Neben Austellungen, Performances, Interventionen an verschiedenen Standorten in Marseille wird zur Manifesta 13 ein Les Parallèles du Sud getauftes Programm gehören. Insgesamt 96 Events und Projekte an Orten der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur sollen den Blick auf die regionale und lokale Kunstszene richten und nachhaltige internationale Verbindungen stiften [Manifesta 13, schrittweise Öffnungen ab 28. August – 29. November 2020].

Ein Warnhinweis und ein Link nach Hause

Die Angaben zu den Ausstellungen sind den langfristigen Planungen und Vorankündigungen der Museen und Kunsthallen entnommen (Stand Januar 2020). Bevor Sie zu einer Ausstellung anreisen, informieren Sie sich bitte bei den jeweiligen Veranstaltern über etwaige Planänderungen oder Verschiebungen. Ich will ja nicht, dass Sie vergebens nach London, Paris oder Rom reisen.

Genug durch die Gegend gefahren? Hier gibt’s die wichtigsten Ausstellung in NRW im Frühjahr 2020.