Hans Wimmer, Konrad Adenauer – Skulpturen in Köln – Ein Rundgang
Der Wintermantel der Geschichte
Etwas im Abseits, an der Nordseite von St. Aposteln, steht Hans Wimmers, 1995 enthülltes Denkmal für Konrad Adenauer, Oberbürgermeister der Stadt Köln 1917-33/45 und erster Kanzler der Bundesrepublik.
Hans Wimmer, Adenauer-Denkmal. 1995. Bronze, Basalt-Lava (Sockel), 230x110x53 cm.
Zwanzig Jahre nach Adenauers Tod, 1987, fand sich in Köln ein „Komitee zur Errichtung des Adenauerdenkmals am Neumarkt“ beisammen. Der Banker und katholische Aktivist Gottfried Wolff hatte den Anstoß gegeben, Konrad Adenauer, der Enkel, und Henrik Hanstein, der Kunsthändler (Kunsthaus Lempertz), waren mit dabei. Die Schirmherrschaft – und später im Sommer 1995 die Einweihung – übernahm der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl.
Es galt, einen der bedeutendsten Kölner des 20. Jahrhunderts mit einem Standbild zu ehren: Konrad Adenauer (1876-1967), Oberbürgermeister der Stadt Köln von 1917 bis 1933 und wieder 1945, Bundeskanzler von 1949 bis 1963, zugleich Außenminister 1951 bis 1955, Mitgründer der CDU und deren Vorsitzender von 1950 bis 1966.
Der Auftrag ging zunächst an den italienischen Bildhauer Giacomo Manzù, der aber starb, noch bevor er die Arbeit an dem Denkmal aufnehmen konnte. Als Ersatzmann wurde 1991 der 84-jährige Münchener Künstler Hans Wimmer beauftragt.
„Tief gebeugt, aber nicht gebrochen“
Der erste plastische Entwurf Wimmers zeigte eine von der Last der Geschichte gebeugte Gestalt, den Kopf sehr tief gesenkt, die Arme (in leichter Überlänge) schwer herabhängend, gleichwohl voran schreitend, etwas mühsam vielleicht (die Gipsstudie wird heute im Schleswig-Holsteinischen Landesmuseum, Schloss Gottorf verwahrt). „Tief gebeugt, aber nicht gebrochen“ so hatte Adenauer 1945 seine Rede vor der ersten Kölner Stadtverordnetenversammlung nach Nazi-Diktatur und Krieg geschlossen:
So wollen wir gemeinsam ans Werk gehen, gebeugt, tief gebeugt, aber – meine Damen und Herren – nicht gebrochen!
Dieser kluge Entwurf fand indes leider keine Aufnahme, er wird, so darf man spekulieren, als zu wenig repräsentativ gegolten haben.
Der Wintermantel der Geschichte
Die heutige Bronzeplastik, 230x110x53 cm, ist von poröser Oberfläche, grau patiniert, wirkt fast wie aus Stein gehauen. Der Kopf ist jetzt aufrecht, nur leicht nach links geneigt, das Schrittmotiv ist reduziert, statisch geworden, die rechte Hand hält einen Hut, der an die Homburger erinnert, die Adenauer getragen hat. Die Last der Geschichte ist nurmehr als schwerer pelzbesatzter Wintermantel präsent. Die Figur ist zudem leider auf einen 1 Meter hohen Sockel aus Eifeler Basalt-Lava gestellt.
Wimmer konnte an der endgültigen Fassung kaum mehr selbst Hand anlegen, er erkrankte schwer und starb 1992 vor Fertigstellung. Die übernahm später Wimmers Schüler Gerd Weiland, der auch den Kopf neu gestaltete.
Das Denkmal steht nicht, wie der Name des Komitees vermuten lässt, auf dem Neumarkt, sondern etwas abseits an der Nordseite der Apostelnkirche, was zwar der schrecklichen Stadtbrache des Neumarkts nicht aufhilft, aber immmerhin einen biographischen Bezug hat: Der junge Adenauer besuchte hier um die Ecke zunächst die Knabenschule an Sankt Aposteln, später das Königliche Katholische Gymnasium an der Apostelnkirche.
Hans Wimmer
Porträt Hans Wimmer mit Orden Pour le mérite, 1983. Foto: Bundesarchiv, B 145 Bild-F065773-0007 / Wienke, Ulrich / CC-BY-SA. Quelle: wikimedia commons.Hans Wimmer, geboren 1907 im niederbayerischen Pfarrkirchen, studiert 1927–1932 an der TH München Kunstpädagogik und lernt zugleich an der Akademie der freien Künste, kurz bei Franz von Stuck, dann bei dem Maler Hermann Groeber und dem Bildhauer Bernhard Bleeker. Größere Aufträge für Kunst am Bau folgen ab Mitte der 1930er Jahre. 1939 ist Wimmer als Stipendiat der Villa Massimo in Rom, 1940 und 1958 Teilnahme an der Biennale Venedig, 1955 an der ersten Dokumenta. 1949-1972 Professur an der Akademie Nürnberg. Wimmer stirbt 1992 in München. Kunst im öffentlichen Raum von Wimmer findet sich vor allem in Bayern. Zu seinen wichtigsten Arbeiten gehören der Richard-Strauss-Brunnen (1962) an der Neuhauser Straße in München und das Mahnmal für die Opfer der Konzentrationslager (1964) an der Frankfurter Paulskirche.
Literatur
- Ulrich Becker: Ein Standbild für Konrad Adenauer. In: Jahrbuch 69 des kölnischen Geschichtsvereins e.V. Köln, 1998, S. 135-158.
- Uta Kuhl: Hans Wimmer. Das plastische Werk. Hg. v. Schleswig-Holsteinischen Landesmuseum Schloss Gottorf. Göttingen: Goltze, 1999. S. 423-425 u. passim.