Kulturraum NRW


Die wichtigsten Kunstausstellungen 2026 in Europa

Eine Reiseplanung

Renoir und Kahlo, Frankenthaler und Brâncuși, Zurbarán und die Biennale Venedig. Welche Ausstellungen kann man sich fürs Umland NRWs vormerken? Was planen die Museen in Paris, London und anderenorts für das Jahr 2026?

Recap 2025: Das Wichtigste zu Anfang 2026

Schon etwas Eile ist zu Jahres­anfang geboten, wenn man im Wiener Kunst­historischen Museum noch die spektaku­läre Aus­stellung mit Werken der Barock­malerin Michae­lina Wautier sehen will (bis 22. Februar 2026).


Michaelina Wautier, Zwei Mädchen als hl. Agnes und hl. Doro­thea, um 1655. Öl auf Lein­wand, 89,7 × 122 cm. König­liches Museum für Schöne Künste Ant­werpen – Flämische Gemein­schaft. Foto: Rik Klein Gotink, gemein­frei.

Zur Not könnte man zwar auch auf die zweite Station der Wautier-Schau in der Londoner Royal Academy aus­weichen (27. März bis 21. Juni 2026). Aber dann würde man ja den Auftritt der japanisch-schweizerischen Malerin und Bild­hauerin Leiko Ikemura (*1951 in Tsu) in der Wiener Alber­tina verpassen: Leiko Ikemura – Mother­scape (bis 6. April 2026). Das kann niemand wollen.

Äußerst knapp würde es dann aller­dings mit einem Besuch in Riehen bei Basel, wo die Fondation Beyeler (bis 25. Januar 2026) eine, Arbeiten aus über sieben Jahr­zehnten umfassende Rück­schau ermög­licht auf das Werk der japa­nischen Künst­lerin Yayoi Kusama (*1929 in Matsumoto). Kusama ist durch ihre „Polka Dots“ und „Unendlichkeits­räume“ berühmt geworden. Zum Glück kann man in aller Gelassen­heit ab­warten bis Yayoi Kusama ins Kölner Museum Ludwig kommt (14. März bis 2. August 2026).

Noch bis Anfang März ist dagegen Zeit für einen kurzen Aus­flug nach Paris zur monumen­talen Retro­spektive auf das Werk von Gerhard Richter (*1932 in Dresden) mit nicht weniger als 275 Arbeiten des Meisters in der Fonda­tion Louis Vuitton, draußen im Norden des Bois de Boulogne (bis 2. März 2026).

Brüssel und Amsterdam: Schönes, Hässliches und Danh Võ


Frans Floris, Pomona, 1564/65. Quelle: Wikimedia Commons, Lizenz: PD-Art.

Das Bozar auf dem Brüsseler Mont des Arts er­kundet im Früh­jahr die künst­lerische Auf­fassung der Schön­heit und Hässlich­keit in der italie­nischen und nord­europäischen Renais­sance anhand von Werken u.a. von Leo­nardo da Vinci, Botti­celli, Tizian, Tinto­retto, Cranach d.Ä., Quentin Matsys: Bellezza e Bruttezza (20. Februar bis 14. Juni 2026).

Nebenan in Amsterdam zeigt unter­dessen das Stede­lijk Museum eine Aus­stellung mit Arbeiten des dänischen Konzept­künstlers Danh Võ (*1975 in Bà Rịa), der mit seinen Installa­tionen, häufig unter Ver­wendung von Frag­menten gefundener Objekte, Macht­strukturen in mensch­lichen Verhält­nissen unter­sucht (14. Februar bis 2. August 2026).

Paris: Einhörner, Renoir, Carrington und Matisse

Den März dann will man in Paris sein. Das gilt ganz im Allgemeinen immer, im Besonderen heuer aber auch in Sachen Ausstellungs­aufkommen.

Das Musée d’Orsay etwa nimmt sich des Themas Liebe im Werk von Pierre-Auguste Renoir (1841-1919) an. Renoir et l’amour (17. März bis 19. Juli 2026) ist in Ko­operation mit dem MFA Boston und der National Gallery in London (dort 3. Oktober 2026 bis 31. Januar 2027) organi­siert, so dass die Aus­stellung sicher mit heraus­ragenden Leih­gaben aus dem angel­sächsischen Raum beschickt sein wird.


Pierre-Auguste Rodin, Bal du moulin de la Galette, 1876. Quelle: Wikimedia Commons, Lizenz: PD-Art.

In gewissem Sinne ganz passend dazu hat das Pariser Mittelalter­museum, Musée de Cluny, eine motiv­geschichtliche Aus­stellung über das Ein­horn im Angebot: Licornes! (13. März bis 12. Juli 2026) zeigt Werke aus rund drei Jahr­tausenden bis hin zur Gegen­wart. Die Aus­stellung ist zwar vorher bereits im Potsdamer Museum Barberini zu sehen (bis 1. Februar 2026), aber wegen der nicht transport­fähigen, wunder­baren Tapisserie­serie La Dame à la licorne (um 1500) im Musée de Cluny rate ich doch eher zur zweiten Station der Schau.

Kaum eine Viertel­stunde Fuß­weg ent­fernt zeigt das Musée am Jardin du Luxem­bourg eine Aus­stellung (18. Februar bis 19. Juli 2026) mit retro­spektivem Anspruch zum Werk der britisch-mexikanischen Surrealis­tin Leonora Carring­ton (1917-2011).

Und der Grand Palais dokumen­tiert anhand von mehr als 230 Arbeiten das Spät­werk von Henri Matisse (1869-1954), in dessen Mittel­punkt seine gouaches découpées, farbige Scheren­schnitte, stehen: Matisse. 1941-1954 (24. März bis 26. Juli 2026).


Henri Matisse, Nu bleu aux bas verts / Nu bleu, 1952. Foto: jvf, Lizenz: PD-Art.

Berlin und Hamburg: Brâncuși, Lassnig und Munch

Es ist ein Jammer, dass die Nachtzug­verbindung Paris-Berlin nach kurzer Zeit wieder ein­gestellt wurde. Sonst könnte man angenehm und tageszeit­sparend von der franzö­sischen in die deutsche Haupt­stadt rüber­machen.

In Berlin jeden­falls profitiert die Neue National­galerie von der sanierungs­bedingten Schließung des Pariser Centre Pompidou und kann eine umfang­reiche Werk­schau eines der wichtigsten Bild­hauer der klassischen Mo­derne, Constantin Brâncuși (1876-1957), aus­richten. Die Aus­stellung soll über 150 Skulp­turen, Foto­grafien, Zeich­nungen, Filme und Archi­valien umfassen (20. März bis 9. August 2026).

Nebenan in Hamburg treffen in der Kunst­halle Maria Lassnig und Edvard Munch auf­ein­ander. Bei aller Skepsis ange­sichts von Doppel­ausstellungen, die Künst­ler:innen der erweiterten Gegen­wart (Lassnig: 1919–2014) mit Meister:innen der klassi­schen Moderne (Munch: 1863–1944) „konfron­tieren“: Diese Gegen­über­stellung von Werken zweier Maler:innen, die ex­pres­sive Körperlich­keit und Schmerz in den Mittel­punkt ihrer Kunst gestellt haben, macht erheb­lich Sinn (27. März bis 30. August 2026).

Die Biennale Venedig

Die 61. Inter­nationale Kunst­ausstellung der Biennale di Venezia tobt ab 9. Mai in der Serenissima und macht mit ihrer Zentral­ausstellung, den nationalen Bei­trägen, den Neben- und Parallel­ausstellungen die welt­weit größte Anhäufung an Gegenwarts­kunst. Dies aller­dings heuer unter bedrückenden Umständen.

Die Ende 2024 zur künst­lerischen Leiterin berufene Kuratorin Koyo Kouoh (*1967 in Douala) ist ein knappes halbes Jahr später jung ver­storben. Ihr Konzept für die Zentral­ausstellung unter dem Label „In Minor Keys“ wird von einem Team ihrer ehe­maligen Mit­arbeiter:innen reali­siert (9. Mai bis 22. November 2026).

Basel: Helen Frankenthaler und Pierre Huyghe

Auf dem Rückweg von Venedig gibt es mindes­tens zwei gute Gründe Zwischen­logis in Basel zu nehmen.

Das dortige Kunst­museum zeigt dann schon seit Mitte April in seinem Neu­bau eine mehr als 50 Werke starke, europa­weit bis­lang größte Schau mit Arbeiten von Helen Franken­thaler (1928-2011). Franken­thaler ist ohne Zweifel die faszi­nierendste Künst­lerin des Abstrakten Expressio­nismus. Die Aus­stellung will ins­besondere Bezüge ihrer Werke zu Tradi­tionen der alten Meister und der Protago­nisten der euro­päischen Moderne auf­zeigen (18. April bis 23. August 2026).


Helen Frankenthaler, Star Gazing, 1989. Acryl auf Lein­wand, 181,6 x 365,8 cm. © 2025 Helen Franken­thaler Foundation, Inc. / ProLitteris, Zurich. Helen Franken­thaler Foundation, New York.

Nebenan in Riehen bei Basel hat ab Ende Mai die Fonda­tion Beyeler den franzö­sischen Multi­media-Künstler Pierre Huyghe (*1962 in Paris) zu Gast. Die Aus­stellung zeigt neue Werke sowie zentrale Arbeiten eines der aus meiner Sicht spannend­sten und in seinen Instal­lationen kom­plexesten Künstler der Gegen­wart (24. Mai bis 13. September 2026).

London: Emin, Kahlo, Whistler, Zurbarán

Für den Juli oder August kann man sich gut einen ein­wöchigen Aus­flug nach London vor­nehmen. In der Tate Modern gibt es dann ein sehr bemerkens­wertes Zusammen­treffen von Einzel­ausstellungen, die bedeutenden Künst­lerinnen des 20. und 21. Jahr­hunderts gewidmet sind.


Tracey Emin, I never Asked to Fall in Love – You made me Feel like This 2018 © Tracey Emin.

Bereits seit Ende Februar und noch bis Ende August läuft dann eine, Arbeiten von Tracey Emin (*1963 in Croydon) aus vier Jahr­zehnten um­fassende Schau zum stark auto­biographisch geprägten Werk der viel­leicht wichtig­sten der Young British Artists: Tracey Emin – A Second Life (27. Februar bis 31. August 2026).

Aus dem MFA Houston übernimmt die Tate Modern zudem Ende Juni eine Groß­ausstellung zu Leben, Werk und Wirkung von Frida Kahlo (1907-1954). Frida: The Making of an Icon zeigt über 130 Werke Kahlos, dazu Doku­mente und Foto­grafien aus deren Archiv sowie Arbeiten von mehr als 80 zeit­genössischen und nach­folgenden Künst­ler:innen (25. Juni 2026 bis 3. Januar 2027).

Und Anfang Juli stößt dann auch noch Ana Mendieta (1948-1985) hinzu. Die kubanisch-US-amerikanische Performance-, LandArt- und Konzept­künstlerin wird heute als zentrale Figur einer feministisch orientierten Kunst der 1970er und 1980er Jahre gesehen (9. Juli 2026 bis 10. Januar 2027).

Unterdessen hat die National Gallery am Trafalgar Square den spanischen Groß­meister des Barock Francisco de Zurbarán (1598–1664) zu Gast. Die in Ko­operation mit dem Art Institute of Chicago und dem Musée du Louvre (dort dann zu sehen ab Oktober 2026) organisierte Schau soll annähernd 50 Werke des „Malers der Mönche“ und seines Sohns Juan versammeln: Zurbarán (2. Mai bis 23. August 2026).


Francisco de Zurbarán, Agnus Dei, um 1635-1640. Quelle: Museo del Prado, Rechte: © Museo Nacional del Prado.

Noch nicht genug? Dann hat es in der Tate Britain eine Retro­spektive auf das Werk von James McNeill Whistler (1834-1903). Der US-amerikanische Maler mit schwierigem, weil recht streit­süchtigem Charakter, wurde als Expat in Paris und London zu einem der Haupt­vertreter des Ästheti­zismus in der bildenden Kunst (21. Mai bis 27. September 2026).

Und schließlich kann man sich in der Hayward Gallery im South­bank Centre ältere und jüngste Arbeiten des indisch-britischen Bild­hauers Anish Kapoor (*1954 in Mumbai) anschauen. Im Zentrum der Aus­stellung stehen drei monumen­tale Werke, die – so die Gallery – „die Wahr­nehmung der Betrachter:innen von Größen­verhältnissen und ihrer Selbst heraus­fordern“ (16. Juni bis 18. Oktober 2026).

Rhein-Main: Leonor Fini und die Reiter­innen

Viele Häuser sind der­zeit noch etwas zurück­haltend mit Ankündi­gungen geplanter Aus­stellungen für den Herbst 2026. Immer­hin kann man sich schon mal eine Tour ins Rhein-Main-Gebiet vor­merken.

Das Museum Wiesbaden widmet mit Die Blauen Reiter­innen (23. Okto­ber 2026 bis 21. Februar 2027) eine große Schau den Künst­lerinnen der populärsten Gruppe der Klassischen Moderne in Deutsch­land. Zum Netz­werk des Blauen Reiters gehörten neben Prominenz wie Gabriele Münter, Marianne von Werefkin und Natalia Gontscharowa auch heute weniger bekannte Künst­lerinnen wie Erma Bossi, Emmi Dresler und Carla Pohle.


Marianne von Werefkin, In die Nacht hinein, 1910, Tempera auf Papier auf Pappe, 74 cm x 101 cm x 4 mm, Städtische Galerie im Lenbach­haus und Kunst­bau München, Ankauf des Förder­vereins Lenbach­haus e. V. 2018. Quelle: Städtische Galerie im Lenbach­haus und Kunst­bau München, Lizenz: CC0 1.0.

Nebenan in Frankfurt will die Schirn Kunst­halle einen umfassenden Ein­blick geben in das Werk der Leonor Fini (1907-1996). Die Schau in der Bocken­heimer Ausweich­spielstätte der Schirn umfasst rund 150 Arbeiten der italienischen, surrealis­tischen Malerin (22. Okto­ber 2026 bis 28. Februar 2027).

Ein Warnhinweis und zwei Links nach Hause

Die Angaben zu den Ausstellungen sind den lang­fristigen Planungen und Vor­ankündigungen der jeweiligen Veranstalter entnommen (Stand Novem­ber). Bevor Sie anreisen, infor­mieren Sie sich bitte über etwaige Plan­änderungen oder Ver­schiebungen (Links in der Liste weiter unten). Ich will ja nicht, dass Sie ver­gebens nach London, Paris oder woanders­hin reisen.

Die – gewiss von etwas eigen­sinnigen Vorlieben geprägte – Auswahl konzentriert sich auf Aus­stellungen im erweiterten Umland Nord­rhein-West­falens. Eine Auswahl aktueller Aus­stellungen in NRW hat es hier: Aktuelle Ausstellungen in NRW. Hinweise zu geplanten Aus­stellung in West­falen und im Rhein­land gibt’s hier: Kommende Aus­stellungen in NRW.

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