Kulturraum NRW


Rembrandt – Ein Jugendtraum im Wallraf-Richartz-Museum

Junge Hausmädchen und alte Meister

Knapp fünfzig Bilder aus dem Goldenen Jahrhundert der Niederländischen Malerei stellt das Kölner Wallraf-Richartz-Museum noch bis Anfang Oktober 2008 aus. Die kleine, aber sehr hübsche Schau zeigt unter dem Titel „Rembrandt - ein Jugendtraum“ erstmals alle Gemälde der Sammlung Kremer.

Darunter ist das Bildnis einer jungen Frau im Dreiviertelprofil vor kargem dunklen Hintergrund, vielleicht zwanzig Jahre alt ist sie, aber ich kann das schlecht schätzen. Sie trägt ein sehr einfaches Kleid aus grobem, braunem Stoff, eine weiße Bluse mit schmaler Spitze darunter, keinen Schmuck. Sie wird den niederen Ständen zuzurechnen sein. Das gelockte Haar ist mit einem Tuch zurück gebunden, ein schönes, schmales, hochwangiges Gesicht, eine noch zart schimmernde Haut; die wird schnell alt werden. Die Augen blicken beiseite, der Kopf ist leicht geneigt. Um die ein wenig gespannten Lippen der Anflug eines zurückgehaltenen Lächelns. Es ist als ob sie sich geniert, aber zugleich mag sie etwas wissen, über den Maler vielleicht, über sich, über den Betrachter bestimmt. Das bleibt besser ein Geheimnis. Der Brüsseler Maler Michael Sweerts hat das Junge Hausmädchen wohl um 1660 herum in bezaubernd schlichter Anmut dargestellt. Das ist das schönste Bild dieser Ausstellung.

Und das will was heißen. Denn gleich daneben hängt Pieter de Hoochs Ein Mann liest einer Frau einen Brief vor, das mit den besten Interieurs Vermeers auf Augenhöhe konkurriert, und zwei Bilder weiter zur anderen Seite hin, Rembrandts Alter Mann mit Turban.

Man sagt, dass im Goldenen Jahrhundert der niederländischen Malerei, also zwischen 1600 und 1700, nicht weniger als fünf Millionen Gemälde auf dem Gebiet der Niederlande geschaffen wurden, darunter sicher einige tausend Meisterwerke. Wer also über ein hinreichend großes Vermögen verfügt und sich das Sammeln von Kunst zum Hobby wählt, ist nicht übel beraten, sich diese Epoche als Sammlungsgegenstand zu nehmen; da ist auf dem Markt immer mal wieder was Hübsches zu ersteigern. Und hat man sehr viel Glück, ersteigert man ein Bild, das sich erst im Nachhinein als von Meister Rembrandts eigener Hand erweist.

So ist es dem Sammlerehepaar Kremer ergangen. Das Vermögen stammt aus dem amerikanischen Ölgeschäft, der Alte Mann mit Turban ist der Glücksfall. George Kremer erzählt gerne die Geschichte wie er als zehnjähriger Knabe, bei Ansicht der Jüdischen Braut im Amsterdamer Rijksmuseum, so begeistert war, dass er davon träumte, eines Tages selbst einen Rembrandt zu besitzen. Daher der marketingtechnisch gerissene, falsche Erwartungen weckende Titel der Ausstellung. Denn neben dem Alten Mann sind von Rembrandt nur noch drei kleine Kupferplatten mit Radierungen des Großmeisters zu sehen.

Das Ausstellungsdesign ist vom, anscheinend renommierten, niederländischen Designbüro Conrete erstellt und soll „ein topmodernes Wohnensemble“ vorstellen, dem man entnehmen könne, wie toll diese Bilder in ein topmodernes Wohnumfeld passen würden (Atalanta hat Photos). Dafür hat man einige weiße, zweisitzige Ledersofas herbeigeschafft, an den Decken hängen stilisierte Kronleuchter aus weißem – was weiß ich – Sperrholz oder Plastik, die Ausstellungswände sind mit weißen Gardinen behängt. Außer topmodernen Innenarchitekten gibt es zum Glück niemanden, der so wohnen würde. Egal, immerhin lerne ich, dass weiße Wände der Wirkung der niederländischen Malerei keinen Abbruch tun.

Der Katalog zur Ausstellung ist für 34,90€ zu haben. Die Ausstellung selber ist noch bis 5. Oktober 2008 in Köln, im Winter auf der Wilhelmshöhe in Kassel und im Frühjahr 2009 im Haarlemer Frans Hals Museum zu sehen.

Rembrandt, ein Jugendtraum – Die Sammlung Kremer. Köln, Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, 11. Juli bis 5. Oktober 2008. / Private Views. Niederländische Malerei der Sammlung Kremer. Kassel, Museumslandschaft Hessen Kassel, 24.10.2008-25.01.2009. / Rembrandt, een jongesdroom. Haarlem, Frans Hals Museum, 14.02.-14.06.2009.