Die Quadriennale in Düsseldorf 2014
Übermorgen
Noch bis 10. August 2014 tobt in Düsseldorf die nunmehr dritte Auflage der Quadriennale. Im Rahmen des Kunstfestivals zeigen insgesamt 13 Häuser Ausstellungen unter dem Leitthema „Über das Morgen hinaus“. Ein Rundgang in mutmaßlich vier Teilen.
Quadriennale Düsseldorf 2014 Anzeigenmotiv. Rechte: Quadriennale GmbH. Die Quadriennale in Düsseldorf ist ein Festival auf Bewährung. Ein zu teures Prestigeprojekt sei das, verfehltes, weil zu wenig erfolgreiches Städtemarketing-Tralala, künstlerisch eher konzept- und profilloses Kultureventgehampel. So in etwa sagen die bösen Zungen unter den Kritikern. Ob die dritte Auflage die letzte sein wird, hängt wohl in erster Linie von den Besucherzahlen in dieser Runde ab. Der städtische Zuschuss von etwas mehr als vier Millionen Euro erlaubt es den beteiligten Museen und Ausstellungshäusern aber immerhin eine ganze Reihe von – nach der Papierform – bemerkenswerten Projekten an den Start zu bringen. Schauen wir mal.
Smarte Alchemisten im unterirdischen Weiß
Der weiße Abgrund Unendlichkeit. Quadriennale Düsseldorf 2014, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Installationsansicht der Ausstellung, K20 Grabbeplatz, 05.04. – 06.07.2014, Foto: Achim Kukulies. Rechte: Achim Kukulies / Kunstsammlung NRW. Am Grabbeplatz erkundet das K20 unter dem Titel Kandinsky, Malewitsch, Mondrian – Der weiße Abgrund Unendlichkeit die Bedeutung der weißen Flächen in der Avantgardekunst aus der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts. Man muss sich etwas beeilen mit dem Besuch: Die Ausstellung ist nur bis Anfang Juli zu sehen.
Gegenüber, in der Kunsthalle, zeigt Smart New World Gegenwartskunst, die sich dystopischer Aspekte der Jetztzeit annimmt: Überwachungsstaat, Big Data, Drohnen, Identität und Virtualität, Regelementierung des Zugangs zum Wissen sind Themen der engagiertesten Ausstellung der diesjährigen Quadriennale.
Unter der Erde. Von Kafka bis Kippenberger. Installationsansicht: Martin Kippenberger, Installation Tiefes Kehlchen, 1991 , Estate Martin Kippenberger, Galerie Gisela Capitain / Sammlung Grässlin, St. Georgen, Foto: © Achim Kukulies, Düsseldorf. Rechte: Achim Kukulies / Kunstsammlung NRW. Im Keller des Ständehauses begibt sich das K21 dagegen ins Unterirdische und sinniert über die Bedeutung von Tunneln, Kellern, Bunkern, Grotten, Höhlen, Vulkanen in der Literatur und in der Kunst der Moderne: Unter der Erde. Von Kafka bis Kippenberger.
Im Ehrenhof ist derweil das Museum Kunstpalast bemüht um eine Ehrenrettung der Alchemie und ermittelt in der lehrreichsten Ausstellung der Quadriennale Gemeinsamkeiten von Künstlern und Alchemisten auf der Suche nach dem Stein der Weisen: Kunst und Alchemie. Das Geheimnis der Verwandlung.
Gegenüber im NRW-Forum ist das Filmmuseum zu Gast und wirft einen Blick auf die Stadt der Zukunft im Film mit Metropolis und Blade Runner im Zentrum.
Pauline M’Barek und Elaine Sturtevant
Bemerkenswerte Einzelausstellungen finden sich etwas abseits. Drüben in Oberkassel zeigt die Julia-Stoschek-Collection Videoarbeiten der amerikanischen Künstlerin Elaine Sturtevant (*1930). Man muss etwas Lärmresistenz und Offenheit gegenüber ihrem sehr grimmigen und blutrünstigen Humor mitbringen, dann lohnt der Abstecher ins Linksrheinische allemal (nur am Wochenende geöffnet): Number Eight – Sturtevant.
Ganz anders, gar nicht lärmend, sehr poetisch, sehr klug, die Installationen und Videoarbeiten der jungen Kölnerin Pauline M’Barek (*1979) im Tunnel unter der Rheinpromenade (KIT): Der berührte Rand – Pauline M’Barek.
Und sonst
Der Vollständigkeit halber: Im NRW-Forum ist eine etwas unkonzentrierte Ausstellung über die Materialität in der Medienkunst zu sehen. Der Kunstverein erinnert an Lyotards bahnbrechende Pariser Ausstellung Les Immatériaux vor 30 Jahren. Im Medienhafen ist Kunst im öffentlichen und nichtöffentlichen Raum zu sehen: Backdoor Fantasies. Die Akademie-Galerie zeigt etwas uninspiriert Skizzen von Bildhauern: Auf der Spur der Erfindung. Das Hetjens-Museum hat Baukeramik aus den Jahren 1910-1930 zu bieten: Ton. Ein Aufruf. Und die Langen Foundation stellt in der Raketenstation Hombroich Arbeiten von Otto Piene aus: Light and Air.
Das Tagesticket für alle Ausstellungen kostet 20€, 2 Tage sind für 30€ zu haben, man wird aber eher drei Tage einplanen müssen, will man sich die ganze Quadriennale ansehen.
Über das Morgen hinaus. Quadriennale Düsseldorf 2014. Das Festival der Bildenden Kunst. Düsseldorf, 5. April bis 10. August 2014.