Kulturraum NRW


Hercules Segers im Online-Katalog des Rijksmuseums

Große Kunst, große Datenbank

Das Amsterdamer Rijksmuseum stellt 77 hochauflösende Digitalisate von Werken des niederländischen Altmeisters Hercules Segers neu in seine Onlinedatenbank.

Hercules Segers, Das Grab der Horatier und Curiatier, um 1628/29. Beschnitten. Quelle: Rijksmuseum, Lizenz: CC0 1.0
Hercules Segers, Das Grab der Horatier und Curiatier, um 1628/29. Beschnitten. Quelle: Rijksmuseum, Lizenz: CC0 1.0.

Hercules Segers (um 1589/90 – um 1633/40) ist einer der faszinierendsten Künstler des nieder­ländischen Goldenen Zeitalters. Insbesondere seine mit Farbdruck experimen­tierenden Radierungen, imaginierte Landschaften, in denen Menschen­figuren sich kaum noch sichtbar in einer rätselhaften Welt verlieren, haben bis heute nichts von ihrem irritierenden und sehr gegenwärtig wirkenden Reiz verloren. Das Rijksmuseum in Amsterdam hat in seiner Sammlung 77 Werke von Segers – das ist mehr als ein Drittel des erhaltenen Gesamtwerks.

Das niederländische National­museum gilt seit Jahren auch international als Vorbild für eine, an Open Access-Prinzipien orientierte Erschließung eines musealen Bestandes. Von den mehr als 1 Million Objekten in der Sammlung werden in der Online­datenbank mittlerweile rund ein Achtel frei zugänglich gemacht. Im Museum ausgestellt werden kann kaum ein Hundertstel des Bestandes. Digitalisate von Werken, die von Beschränkungen des Urheberrechts frei sind, werden dabei im Netz unter einer CC0-Lizenz auch zum Download und zur unbeschränkten Weiternutzung bereit gestellt.

Seit 18. Juni 2020 sind jetzt auch Digitalisate der Segers-Werke in die Datenbank aufgenommen und ermöglichen einen niedrigschwelligen Zugang zum Werk des Meisters: The works by Hercules Segers in the Rijksmuseum.

Hercules Segers, Gebirgstal mit umzäunten Feldern, um 1625-1630. Beschnitten. Quelle: Rijksmuseum, Lizenz: CC0 1.0
Hercules Segers, Gebirgstal mit umzäunten Feldern, um 1625-1630. Beschnitten. Quelle: Rijksmuseum, Lizenz: CC0 1.0.

Die Auflösung der Digitalisate liegt bei 20 bis 30 Megapixeln, das ergibt je nach Größe der (meist kleinformatigen) Originale eine Dichte von 400 bis fast 1.000 dpi, will man sie denn drucken.

Die im Onlinekatalog den Abbildungen beigefügten Informationen sind ganz großartig: Sie umfassen Angaben zu Material, Herstellungs­prozess und Maße, Inschriften, Erhaltungs­zustand und Provenienz sowie sehr ausführliche Erläuterungen zum Werkkontext, Detail­erläuterungen zu den einzelnen Werken und Literaturhinweise. Sie basieren auf dem zweibändigen catalogue raisonné, der 2017 aus Anlass einer großen Segers-Ausstellung im Rijksmuseum und im Metropolitain Museum of Art erschienen ist.

Hercules Pieterszoon Segers

Über das Leben von Hercules Segers gibt es sehr wenige gesicherte Kenntnisse. Geboren wurde der Kaufmannssohn mit einiger Wahrscheinlich­keit um 1589/90 in Haarlem. Nach Ausbildung u.a. beim Landschafts­maler Gillis van Coninxloo etablierte sich Segers als Maler, Radierer und wohl auch Kunsthändler in Amsterdam und Haarlem, später in Utrecht und Den Haag. Wie lange er gelebt hat, wissen wir nicht. Man schätzt, dass er zwischen 1633 und 1640 gestorben ist.

Hercules Segers, Felsenlandschaft mit gehendem Menschen zur Rechten, Erste Version, 1625-1630. Beschnitten. Quelle: Rijksmuseum, Lizenz: CC0 1.0
Hercules Segers, Felsenlandschaft mit gehendem Menschen zur Rechten, Erste Version, 1625-1630. Beschnitten. Quelle: Rijksmuseum, Lizenz: CC0 1.0.

Sein erster Biograph, Samuel van Hoogstraten, behandelt in seiner Einführung in die hohe Schule der Malerei (1678) Segers als tragisches Beispiel eines „ungeachteten und doch – in der Kunst – großen“ Künstlers. In Hoogstratens Kapitel „Wie sich ein Künstler zu tragen hat gegen die Gewalt Fortunas“ heißt es:

Niemand wollte seine Werke zu seinen Lebzeiten ansehen: Die Drucker brachten seine Drucke körbeweise zu den Fetthändlern, um Butter und Seife einzuschlagen, und die meisten verwandelten sich in Papiertüten.

Völlig verarmt habe Segers versucht, „seine Traurigkeit im Wein zu ertränken“ und sei in der Folge volltrunken bei einem Treppensturz ums Leben gekommen. Man muss solchen Erzählungen vom unverstandenen, verarmten Künstler­genie auch dann gründlich misstrauen, wenn sie aus dem 17. Jahrhundert stammen.

Jedenfalls nahmen und nehmen Künstlerinnen und Künstler Segers Werk immer wieder als Inspirations­quelle. Das fing an mit Rembrandt (der acht Gemälde von Segers besaß) und endete nicht mit Max Ernst.

Hercules Segers, Sillleben mit Büchern, um 1618-1622. Beschnitten. Quelle: Rijksmuseum, Lizenz: CC0 1.0
Hercules Segers, Sillleben mit Büchern, um 1618-1622. Beschnitten. Quelle: Rijksmuseum, Lizenz: CC0 1.0.

Hercules Segers in NRW

Heute sind noch 15 Gemälde von Segers erhalten und 182 Drucke (von 53 Radierungen). Einige dieser Werke werden in NRW aufbewahrt. Im Kölner Wallraf-Richartz-Museum gibt es das Gemälde Ansicht von Brüssel (von Nordosten) (um 1635-38/40) und zwei Drucke. Für das LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster ist ein Gemälde Landschaft mit Windmühle (um 1620-25) gelistet. Die Graphische Sammlung des Museum Kunstpalast in Düsseldorf schließlich hält zwei Drucke einer Radierung Römische Ruinen (um 1622-25).