Kulturraum NRW


Die Große Kunstausstellung NRW 2025 in Düsseldorf

„Die GROSSE“

Noch bis zum 3. August verschafft die Große Kunstausstellung NRW 2025 einen vielfältigen Einblick in das Kunstmachen in den Ateliers von Düsseldorf, Köln und dem Rest des Landes.

Aus über 1.200 Bewerbungen hat eine sieben­köpfige Jury heuer Werke von 177 Künst­­ler:innen mit NRW-Bezug aus­­gewählt, die je ein bis drei Werke im Rahmen der „Grossen“ präsen­­tieren. Hinzu kommen Arbeiten von Preis­träger:innen und jüngst ver­storbenen Mit­gliedern des 1900 gegründe­ten Vereins zur Ver­­anstal­tung von Kunst­ausstel­lungen, der die Große Kunst­ausstel­lung NRW ein- und aus­richtet.

Im Düssel­dorfer Kunst­­palast, im NRW-Forum und draußen im Ehren­­hof sind jetzt also über 300 Arbeiten der Gegenwarts­kunst zu sehen: Malerei, Grafik, Plastik und Instal­lation, Foto­grafie, eine gute Hand­voll Stücke Video­kunst und fünf Außen­skulpturen.

Die Große Kunst­ausstellung NRW ist seit jeher nicht nur eine Leistungs- sondern auch Verkaufs­­schau. Aus­ge­­stattet mit einem gut bis sehr gut gefüllten Porte­­monnaie kann man sich hier mit aktueller Kunst ein­­decken. Das geht von klein­formatigen Arbeiten für mittlere drei­­stellige Be­träge bis hin etwa zu Beate Höings (*1966) sehr witziger, groß­formatiger Assem­blage von gefundenen Porzellanobjekten, daily soap (2022), für 32 T€.

Einige Werke sind aller­­dings schon von institutio­­nellen Ein­­käufern (dem Kunst­palast, dem Stadt­museum Düssel­dorf, dem Hetjens-Museum und dem Land­tag NRW) weg­­gekauft. Indes sind das nicht immer die stärk­sten Arbeiten – so hat zum Beispiel das Hetjens-Museum Höings Assemblage leider verschmäht.


Die GROSSE: Das kleine Format, Ausstellungs­ansicht. Foto/Rechte: Morgaine Prinz.

Es bleibt also eine Menge übrig, auch in der Sektion „Das kleine Format“, wo die allermeisten Stücke für bis zu 1.000€ zu haben sind und die gegen­über den Vor­jahren deut­lich ausge­weitet ist.

Die Preisträgerinnen

Mit dem Kunstpreis der Künst­ler:innen zeichnet „DIE GROSSE“ (so etwas düssel­dorferisch unbe­scheiden die Eigen­schreib­weise) seit 1975 Kunst­schaffende aus dem nordrhein-westfälischen Kultur­raum aus. Zu den früheren Preis­trägern gehören Timm Ulrichs, Gerhard Hoehme, Felix Droese, Norbert Tadeusz und Boris Becker.

Jetzt trifft es also Birgit Jensen. Die Künst­lerin, geboren 1957 in Würz­burg, lebt und ar­beitet, nach Studium in Berlin, seit Mitte der 1980er Jahre in Düssel­dorf. Jensen ist auf der Großen Kunst­ausstellung ver­treten mit einer Auswahl jüngster Arbeiten, in denen sie mit Raster­formen und im Sieb­druck­verfahren Land­schaften kon­struiert (NRW-Forum Süd­flügel und Kunst­palast EG).


Die GROSSE: Kunst­preis der Künst­ler – Birgit Jensen, Ausstellungs­ansicht. Foto/Rechte: Morgaine Prinz.

Der Förderpreis 2025 geht an Paula Knaps Loos. Die 1991 in Essen geborene Künst­lerin studierte bis 2023 an der Düssel­dorfer Kunst­akademie und ver­wendet ver­schiedenste Materi­alien und Ver­fahren für ihre, häufig als Collage aus hetero­genen Bild­elementen und ornamen­talen Strukturen ange­legten Werke u.a. in Textil, Engobe auf Kachel, Cyano­typie auf Papier (NRW-Forum Nord­flügel).

Malerei und Grafik

Es ist nicht selten so, dass bei der „Großen“ Kunst dominiert, die ihre Qualität und sicher auch Markttauglichkeit eher in einer dekorativen Zurück­haltung sucht. Als Gegen­programm will ich des­wegen Fee Branden­burgs (*1978) schrille Geister­bilder hervor­heben: Dark Ghost I+II und Storyteller Ghost (2023) im Süd­flügel des NRW-Forums.

Wenn man will, kann man auch Sebastian Riemers (*1982) aller­dings etwas hoch­preisige, ins Monumen­tale ver­größerte Retro-Collage aus dem 2. OG des Kunst­palasts mit­nehmen, die einen nicht minder monumen­talen Titel trägt: AWW-17.1965. HAMILTON · 37. Collage · 1956 · Just What Is It That Makes Today’s Homes So Different and Appealing (2022).

Ganz anders, von einer gewissen medita­tiven Melan­cholie getragen, sind Pastelle, die Gerlinde Zantis (*1963) aus der Ardèche mitgebracht hat, zu­gesperrte, viel­leicht auch auf­gelassene Häuser in menschen­leerer Ort- und Land­schaft: Dépt. 07/Barras und Dépt. 07/Taverne (2016/17) – (Kunst­palast EG).

Fotografie

Zu den spannendsten Foto­arbeiten des Jahr­gangs zählt eine Serie von Jutta Schmidt (*1967), Freistil I-III (2023), die in einer Art ver­spielter Strenge Menschen im Schwimm­bad wie Statuen ihrer selbst inszeniert.

Gleich daneben (Kunst­palast EG) setzt Corinna Gertz ihre Serie der „abgewandten Porträts“ fort, mit der sie schon in den ver­gangenen Jahren immer wieder auf der „Großen“ ver­treten war. Sehr ein­drückliche Rücken­ansichten von Frauen aus aller Welt in traditio­nellen Kleidern vor neutral schwarzem Hinter­grund sind das. Dies­mal hat sie drei Bilder aus Spanien mitbei: ESP 03 / 05 / 09 (2022).

Auch kein Neuling auf der „Großen“ und zudem Vorstands­mitglied des Vereins zur Ver­­anstal­tung von Kunst­ausstel­lungen ist Evangelos Koukouwi­takis (*1956). Er hat zwei neue nature morte (2024) bei­gesteuert: Still­leben, die das „morte“ wört­lich nehmen und aus Schädel­fragmenten, gebrochenen oder welken Pflanzen, gestürzten Bechern auf Silber­platten arrangiert sind (Kunst­palast 2. OG).

Plastik

Vielleicht mit Ausnahme von Elena Kolbasinas Keramiken (NRW-Forum Süd­flügel) und ggf. Ivo Webers (*1962) Turm­zwiebel zu Metten­berg (2022) (Kunst­palast EG) sind die bemerkens­wertesten plastischen Arbeiten jene, die draußen im Ehren­hof platziert sind.

Johannes Leidenberger (*1985) hat seinen, auf Elemente der Industrie­architektur (hier: der Gieß­halle der Sayner Hütte) anspielenden cube grid (v1) (2024) auf einer Wiese vor dem Kunstpalast unter­gebracht.

Und gleich gegenüber hat Dirk Krülls (*1958) Assemblage Monobloc-Box (2024) seinen Platz gefunden. Enstanden im Rahmen eines Projekts mit Kindern und Jugend­lichen der Düssel­dorfer Freizeit­einrichtung „Icklack“, erinnert das Ding an den Wahn­sinn der Plastik­vermüllung – und harmoniert an diesem Ort trotz­dem sehr hübsch mit der dauer­haft um die Ecke im Ehren­hof auf­gestellte Ellipse von Katharina Grosse.

Der Katalog

Den Katalog zur Ausstellung kriegt man für 10 Euro fast geschenkt. Er ent­hält neben Werk- und Preis­angaben Abbildungen von jeweils einer ausge­stellten Arbeit der Künst­ler:innen.

Die Grosse Kunst­ausstellung NRW 2025. AL: Emmanuel Mir. Düssel­dorf, Kunst­palast, NRW-Forum und Ehren­hof, 29. Juni – 3. August 2025.