„24 Stops“ – Der Rehberger-Weg zwischen Riehen und Weil am Rhein
Grenzübergreifender Kunstweg
Seit Juni 2016 ist der Rehberger-Weg „24 Stops“ eröffnet – ein rund fünf Kilometer langer Kunstspaziergang zwischen Riehen bei Basel und Weil am Rhein – mit 24 Arbeiten von Tobias Rehberger.
Tobias Rehberger, Baum / 24 Stops. Foto: jvf.
Rund 1½ Stunden braucht es, um von der Fondation Beyeler im schweizerischen Riehen hinüber zu wandern zum Vitra Campus in der „Stadt der Stühle“, dem deutschen Weil am Rhein. Seit Sommer 2016 ist die grenzübergreifende Kunststrecke „24 Stops“ mit Arbeiten des Frankfurter Künstlers Tobias Rehberger nunmehr vollständig bestückt.
Das Projekt ist zunächst auf eine zehnjährige Verweildauer angelegt und ist in Kooperation zwischen den beiden Kommunen und dem Kunstmuseum der Stiftung Beyeler sowie dem Möbelhersteller Vitra realisiert.
Kunst, Design und Marketing
Zwei Glocken läuten am Anfang und Ende den Weg ein. Dazwischen stellt Tobias Rehberger Vogel- und Bienenhäuser, einen Unterstand und einen Hochsitz, modernisierte Kuckucksuhren, einen Brunnen und ein Aussichtsfernglas, Bodenarbeiten, ein Mural, eine Wetterstation u.v.m. in die Landschaft des deutsch-schweizerischen Grenzgebiets.
Objekte im, für Rehberger typischen Design irgendwo zwischen retroindustrial und PopArt, das mich in Farb- und Formgebung immer ein bisschen an die Malerei Fernand Légers erinnern.
Tobias Rehberger, Vogelhäuser / 24 Stops. Foto: jvf.
Das sind sicher keine 24 als Einzelkunstwerke herausragende Stücke – und Puristen mögen die Nase rümpfen wegen der Verbindung von Kunst, Design, Tourismus- und Produktmarketing (Swatch ist der Hauptsponsor). Als Ensemble ist der Kunstweg aber sehr überzeugend und macht einfach Spaß.
Auf dem Tüllinger Berg
Der schönste und längste Streckenabschnitt führt über den Weinwanderweg am Hang des Tüllinger Bergs am nord-östlichen Stadtrand von Weil am Rhein. Besonders hübsch ist das naturgemäß an einem sonnigen Tag im Spätsommer oder Frühherbst zu Beginn der Weinlese.
Unterwegs gibt es Aussichten hinüber nach Basel, das von nahem allerdings deutlich schöner ist als aus der Fernsicht. Seltsamerweise hat Rehberger keine Arbeit an den Weg gestellt, die auf den Weinbau Bezug nehmen würden.
Weinstöcke in Weil am Rhein. Foto: jvf.
An der Grenze
Die symbolträchtigste Arbeit soll – wie ich lese – noch in diesem Jahr wieder abgebaut werden. Am Grenzübergang Riehen-Weilstraße sind statt eines Kontrollhäuschens stilisierte Grenzbäume beiseite geräumt und aufgeschichtet.
Vielleicht kommt ja jemand auf die Idee, dass in Zeiten einer neuen Begeisterung für nationale Abschottung in Europa, Symbole der Aufhebung von Grenzen eine gewisse Bedeutung gewinnen – und das Ding bleibt erhalten.
Tobias Rehberger, Cuckoolus Nest / 24 Stops. Foto: jvf.
Der Weg
Die Kunststationen sollen als Wegweiser funktionieren, deshalb gibt es keine weitere Ausschilderung. Das klappt für Ortsunkundige aber nur sehr bedingt, man sollte sich vorher eine Karte besorgen oder die kostenlose 24 Stops App dabei haben.
Hinauf auf den Weinberg gilt es, eine milde Steigung zu nehmen, der Weg ist aber für jeden gut machbar. Zu und von beiden Enden des Wegs kommt man per Tram (Riehen) oder Bus (Weil) prima hin und weg.
Tobias Rehberger, Wegweiser / 24 Stops. Foto: jvf.
Tobias Rehberger in NRW
Tobias Rehberger (*1966 in Esslingen), Bildhauer, Prorektor der Frankfurter Städelschule, sammelt seit Anfang der 1990er Jahre einige Aufmerksamkeit ein für seine Arbeiten auf der Grenze zwischen Kunst, Design und Architektur. Seine Gestaltung der Cafeteria des Padiglione Centrale der 53. Biennale Venedig wird 2009 mit dem Goldenen Löwen der Biennale ausgezeichnet.
In Oberhausen kann man über die von ihm entworfene Brücke Slinky Springs to Fame gehen, vom Kaisergarten hinüber auf die Emscherinsel. Das Ding – eine der schönsten Fußgängerbrücken in Europa – wurde im Auftrag der Emscherkunst.2010 gebaut.
In Münster hat Rehberger – nicht ganz so beeindruckend – mit The Moon in Alabama elf graue Schaltkästen in der Umgebung des Hauptbahnhofs zu bunten Sitzobjekten gepimpt.
Tobias Rehberger, 24 Stops. Riehen / Weil am Rhein. 2016.